PU-Entwicklung: Die häufigsten Fragen zur Materialentwicklung mit Polyurethan

DI Dr. Michael Wokurek

DI Dr. Michael Wokurek

13/05/2025

Was versteht man unter PU-Entwicklung?

Unter PU-Entwicklung versteht man die gezielte Anpassung und Optimierung von Polyurethan hinsichtlich seiner Eigenschaften, Verarbeitungstechniken und Anwendungen. Ziel ist es, maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Anforderungen zu schaffen.

Welche Materialeigenschaften zeichnen Polyurethan aus?

Dank seiner vielseitigen Eigenschaften eignet sich Polyurethan hervorragend für zahlreiche industrielle Anwendungen - als Duroplast, Thermoplast oder Elastomer.

Mechanische Eigenschaften

  • Hohe mechanische Belastbarkeit (Zug-, Druck- und Stoßfestigkeit)
  • Hohe Verschleiß- und Abriebbeständigkeit
  • Ausgezeichnete Weiterreißfestigkeit
  • Gute Flexibilität, auch bei niedrigen Temperaturen
  • Härtegrade individuell anpassbar (20 Shore A bis 85 Shore D)
  • Dichte variabel zwischen 1.000 und 1.250 kg/m³

Chemische Eigenschaften

  • Hohe Beständigkeit gegenüber Wasser, Öl, Fett und Chemikalien
  • Geringe Quellung bei Kontakt mit Flüssigkeiten

  • Gute elektrische Isolationseigenschaften

  • Resistenz gegen Schimmel- und Pilzbefall (besonders bei polyetherbasierten Systemen)

  • Temperaturbeständigkeit bis zu 200 °C (bei speziellen Formulierungen)

Wie lässt sich Polyurethan individuell anpassen?

Die Eigenschaften von Polyurethan können durch gezielte Auswahl folgender Komponenten modifiziert werden:

Komponente Hauptfunktion Wirkung auf die PU-Eigenschaften
Polyole Grundstruktur Härte, Flexibilität und Stabilität
Isocyanate Reaktivität Steuerung der Aushärtung
Katalysatoren Prozesssteuerung Reaktionsgeschwindigkeit
Additive Feinabstimmung Spezifische Eigenschaftsverbesserung

Polyether-Polyole bieten:

  • Bessere hydrolytische Stabilität
  • Höhere Flexibilität
  • Kostengünstigere Produktion

Polyester-Polyole zeichnen sich aus durch:

  • Höhere Oxidationsstabilität
  • Verbesserte Festigkeit
  • Bessere thermische Beständigkeit

Temperaturbeständigkeit nach System:

  • Standard-Polyether: bis etwa 75 °C
  • Hochtemperatur-Polyether: bis ca. 120 °C
  • Ultra-Hochtemperatur-Polyether: bis rund 200 °C

 

Mit diesen Anpassungen lassen sich individuelle Lösungen für verschiedene Branchen entwickeln, von der Automobilindustrie bis hin zum Maschinenbau.

Welche Verarbeitungsmethoden gibt es für PU?

Die Wahl der geeigneten Verarbeitungsmethode beeinflusst maßgeblich Qualität und Kosten der PU-Produkte. Gängige Methoden sind:

Verarbeitungsmethode Hauptvorteile Typische Anwendungen
Niederdruckverfahren
  • Flexible Mischungsverhältnisse
  • Geeignet für Kleinmengen
  • Funktioniert unabhängig von Viskositäten
Prototypen, Kleinserien
Hochdruckverfahren
  • Selbstreinigende Mischköpfe
  • Kein Materialverlust
  • Flexible Einspritzpositionen
Großserienproduktion
Extrusion
  • Kontinuierliche Prozesse
  • Hohe Produktionsraten
  • Gleichmäßige Qualität
Profile, Platten, Folien

 

Wie optimiert man die PU-Produktion effektiv?

Optimierung der PU-Produktion umfasst vor allem:

  • Präzise Temperaturkontrolle:
    • Prepolymer: mind. 90 °C
    • Transferleitungen (HQEE): ca. 110 °C
    • MOCA: 110 - 120 °C
    • MCDEA: 95 - 110 °C
  • Materialvorbereitung:
    • TPU gründlich vortrocknen (zur Vermeidung von Restfeuchte)
    • Rezyklate exakt dosieren
    • Prepolymer vorwärmen (mind. 90 °C)
  • Prozesssteuerung:
    • Strikte Einhaltung der Mischungsverhältnisse
    • Kontinuierliche Überwachung der Prozessparameter
    • Regelmäßige Qualitätsprüfungen

Was sind typische Probleme bei der PU-Verarbeitung?

In der PU-Entwicklung treten regelmäßig technische Herausforderungen auf. Hier die häufigsten Probleme - inklusive praxisorientierter Lösungen:

1. Kristallisation in Transferleitungen

Problem: Kristalle in HQEE- oder BDO-Leitungen beeinträchtigen den Materialfluss.

Lösungen:

  • BDO-Temperatur konstant über 20 °C halten
  • HQEE-Transferleitungen isolieren
  • Gleichmäßige Erwärmung der Tanks sicherstellen

2. Schwankende Materialqualität

Problem: Rezyklate oder Feuchtigkeit im Material verursachen Qualitätseinbußen.

Lösungen:

  • Regelmäßige Laboranalysen des TPU-Rezyklats
  • Exakte Dosierung der Komponenten
  • Gründliche Vortrocknung reduziert Restfeuchte

3. Materialabbau und Luftblasenbildung

Problem: Unerwünschte Reaktionen durch Feuchtigkeit führen zu Schaumbildung oder Instabilität.

Lösungen:

  • Einsatz geeigneter Feuchtigkeitsfänger (z. B. TITM)
  • Vortrocknung von Pigmenten und Füllstoffen (bis zu 24 h empfohlen)

Wo wird Polyurethan aktuell eingesetzt?

Polyurethan findet in verschiedenen Industrien breite Anwendung:

  • Automobilindustrie: Sitze, Spoiler, Dichtungen
  • Bauwesen: Wärmedämmung, Fensterprofile, Beschichtungen
  • Luftfahrtindustrie: Hydraulik- und Treibstoffsysteme
  • Windenergie: Rotorblätter mit PU-Harzen für höhere Effizienz

Wie löst man typische Herausforderungen in der PU-Entwicklung?

Dieser Abschnitt bietet praktische Ansätze, um häufige Herausforderungen in der Polyurethan-Entwicklung zu meistern.

Optimierung der Prozessparameter:

  • Prepolymer-Temperatur: mind. 90 °C
    • Sorgt für optimale Vermischung
  • Transferleitungen: ca. 110 °C
    • Verhindert Kristallisation
  • Formtemperatur: mind. 110 °C
    • Gewährleistet gleichmäßige Aushärtung
  • BDO-Temperatur: über 20 °C
    • Reduziert Kristallisationsrisiken

 

Feuchtigkeitsmanagement & Lagerbedingungen:

  • Einsatz von Feuchtigkeitsfängern wie TITM zur Reduzierung der Restfeuchte
  • Trocknung von Pigmenten und Füllstoffen über einen Zeitraum von bis zu 24 Stunden
  • Kontrolle der Lagertemperatur und -belüftung zur Vermeidung von Kondensation

 

Prozesssicherheit & Qualitätssicherung:

  • Regelmäßige Qualitätskontrollen während der Produktion
  • Dokumentation und Auswertung der Messdaten zur frühzeitigen Fehlererkennung
  • Schulung des Personals zur Erkennung von Prozessabweichungen

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der PU-Entwicklung?

Nachhaltigkeit gewinnt in der PU-Entwicklung zunehmend an Bedeutung:

  • Recyclingmethoden (z.B. Glykolyse, Hydrolyse)
  • Biobasierte PU-Alternativen
  • Wachsendes Marktvolumen mit Fokus auf nachhaltige Lösungen

Welche Beratungsleistungen bietet PUCo-Consulting im Bereich PU-Entwicklung?

PUCo-Consulting unterstützt Unternehmen umfassend in folgenden Bereichen:

Beratungsbereich Schwerpunkte Kundennutzen
Materialentwicklung Optimierung der jeweils anwendungsrelevanten Materialeigenschaften Maßgeschneiderte Materiallösungen
Prozessoptimierung Fehlersuche und Optimierung der Prozessschritte Effizientere Produktionsabläufe
Technische Beratung Rohstoffauswahl, Isocyanate, Prepolymere, Polyole, Vernetzer, Katalysatoren, … Fachliche Expertise für spezielle Anwendungen

Mit tiefgehendem Know-how und kreativen Lösungsansätzen hilft PUCo-Consulting Unternehmen dabei, nachhaltige und zukunftsorientierte Materialkonzepte zu entwickeln.

Fazit: Warum ist PU-Entwicklung wichtig?

Polyurethan ist ein Schlüsselmaterial, das Innovation und Effizienz in verschiedenen Industrien ermöglicht. Durch gezielte PU-Entwicklung lassen sich nicht nur Produkte optimieren, sondern auch nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen realisieren.

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DI Dr. Michael Wokurek
DI Dr. Michael Wokurek
Experte für Polyurethan und Faserverbundwerkstoffe
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